Verschreibungen von medizinischem Cannabis haben 2020 zugenommen

April 28, 2021
jeff-w-BmVUVmWNJc8-unsplash-1200x800.jpg

Laut des GAMSI-Berichts der gesetzlichen Krankenkassen wird medizinisches Cannabis immer bedeutender in der Behandlung von Krankheiten. Im Jahr 2020 wuchsen die Umsätze cannabisbasierter Medikamente auf 165 Millionen Euro. 16 Millionen Euro fielen davon allein auf den März – der Rekordmonat in Sachen Umsatz. Auch Verordnungen von medizinischem Cannabis stiegen in 2020: im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent. Am häufigsten wurden Cannabisblüten in unverarbeiteter Form oder als Zubereitungen verschrieben. Verordnungen von Cannabinoid-Zubereitungen wie Dronabinol-Kapseln und Fertigarzneimittel stiegen ebenfalls stark an. Von 2019 auf 2020 lag hier die Steigerung bei 76 Prozent.

Umsatz von Cannabis-Verordnungen steigt um 34 %

Im Jahr 2020 wurden rund 340.000 Verordnungen für cannabisbasierte Arzneimittel, Blüten und Rezepturen von Ärzt*innen ausgestellt. Das ist ein Anstieg von 27 Prozent im Vergleich zu rund 267.000 Verordnung im Jahr 2019.

Das bedeutet auch einen Anstieg der Bruttoumsätze, die auf 165 Millionen Euro kletterten. In Jahr 2019 verbuchte medizinisches Cannabis einen Bruttoumsatz von 123 Millionen Euro. Damit stieg der Umsatz von 2019 auf 2020 um 34 Prozent.

Unverarbeitete Cannabisblüten werden bevorzugt

Der Bericht der gesetzlichen Krankenkassen besagt, dass im Jahr 2020 unverarbeitete Cannabisblüten und die Zubereitungen aus Cannabisblüten mit 43 Prozent den größten Anteil am Gesamtbruttoumsatz haben. Die Anzahl der Verordnungen dieser sank jedoch um 9,7 Prozent.

Genauer betrachtet bedeutet das: Unverarbeitete Cannabisblüten werden vermehrt verschrieben. Von 2019 auf 2020 sind die Verschreibungen von 91.229 auf 100.090 gestiegen. Das ist ein Anstieg von 10,5 Prozent.

Bei den Blütenzubereitungen sieht es anders aus. Diese sanken von 43.952 im Jahr 2019 auf 21.262 im Jahr 2020. Damit verringerten sich die Verordnungen um 51,6 Prozent in einem Jahr.

Verordnungen für Cannabinoid-Rezepturen und Fertigarzneimittel steigen

Im Jahr 2019 wurden 66.359 Verordnungen für Cannabinoid-Zubereitungen (z. B. Dronabinol-Kapsel) und Fertigarzneimittel verschrieben. Cannabinoid-haltigen Arzneimittel.

Im darauffolgenden Jahr änderten sich die Verhältnisse deutlich. Wenn die Verordnungszahlen für unverarbeitete Cannabisblüten und Cannabiszubereitungen im Jahre 2020 getrennt betrachtet werden, sind Cannabinoid- und Fertigarzneimitteln-Rezepturen mit 117.171 die größte Gruppe. Unverarbeitete Cannabisblüten belegen Platz zwei und Sativex® Platz drei.

Konstante Umsatzzahlen im Jahr 2020

Die Umsätze im Jahr 2020 sind relativ konstant und liegen bei rund 41 Millionen Euro pro Quartal. Ein Jahr zuvor in 2019 stiegen die Umsatzzahlen von Quartal zu Quartal. Im ersten Quartal 2019 wurden rund 24,5 Millionen Euro verbucht. Im letzten Quartal stiegen diese dann auf 36,6 Millionen Euro. Damit wuchsen die Umsätze um 67 %.

Ein Grund für den Anstieg der gesamten Jahresumsätze von 2019 auf 2020 ist die Zulassung von Epidyolex®. Epidyolex® ist ein cannabidiolhaltiges Medikament gegen seltene Epilepsieformen bei Kindern (Dravet-Syndrom und Lennox-Gastaut-Syndrom). Dieses wurde im Oktober 2019 in Deutschland zugelassen. Weitere Cannabis-Arzneimittel sind Canemes® und Sativex®, welche konstante Umsätze generierten.

Cannabisextrakte nehmen an Bedeutung zu

Die Umsätze mit unveränderten Extrakten sind dagegen gestiegen. Im ersten Halbjahr von 2020, also von Januar bis Juni lagen die Umsätze bei 3,96 Millionen Euro. In der zweiten Jahreshälfte stiegen die Bruttoumsätze auf fast 5 Millionen Euro an. Das entspricht einer Zunahme um 26,1 Prozent.

Bruttoumsätze von Cannabinoid-haltigen Fertigarzneimitteln und Zubereitungen

2019Bruttoumsätze in Millionen Euro *
1.Quartal (Januar – März)24,5
2.Quartal (April – Juni)29,5
3.Quartal (Juli – September)32,3
4.Quartal (Oktober – Dezember)36,6
Gesamtjahr123
2020Bruttoumsätze in Millionen Euro*
1.Quartal (Januar – März)41,9
2.Quartal (April – Juni)40,1
3.Quartal (Juli – September) 40,1
4.Quartal (Oktober – Dezember)42,7
Gesamtjahr165

*Gerundete Werte

 

In welcher Form wird medizinisches Cannabis verordnet?

  • Unveränderte Cannabisblüten
  • Cannabisblüten in Zubereitungen: zerkleinerte, gesiebte und gegebenenfalls in Einzeldosen verpackte Cannabisblüten zur Inhalation nach Verdampfung oder Teezubereitung
  • Unveränderte Cannabinoid-haltige Stoffe wie Cannabisextrakte
  • Cannabinoid-haltige Stoffe oder Cannabis-Fertigarzneimittel in Zubereitungen: z.B. Dronabinol in Form von Tropfen und Kapseln; andere Fertigarzneimittel in Zubereitungen wie alkoholische Inhalationslösung oder ölige Cannabisharz-Lösung
  • Importierte Cannabinoid-haltige Fertigarzneimittel: Marinol® (Dronabinol-Kapseln), Syndros® (Dronabinol-Lösung)
  • Cannabinoid-haltige Fertigarzneimittel: Canemes ® (Nabilon-Kapseln), Epidyolex® (Cannabidiol-Lösung), Sativex ® (Mundspray mit Tetrahydrocannabinol und Cannabidiol)

 

Der GAMSI-Bericht enthält nur die Daten von Kassenpatienten*innen. Daten von Privatpatienten*innen und Selbstzahler*innen werden hier nicht statistisch erfasst

 

Quellen:

https://www.gkv-gamsi.de/media/dokumente/quartalsberichte/2019/q4_21/Bundesbericht_GAmSi_201912_konsolidiert_Sonderbeilage_Cannabis.pdf

https://www.gkv-gamsi.de/media/dokumente/quartalsberichte/2020/q4_23/Bundesbericht_GAmSi_202012_konsolidiert_Sonderbeilage_Cannabis.pdf

https://www.deutschesapothekenportal.de/rezept-retax/dap-retax-arbeitshilfen/rezeptur/sonder-pzn/

Hauptsitz

CanPharma GmbH
Lehnitzstraße 14
16515 Oranienburg
Deutschland

Social Media