Studie: Topisches Cannabis beschleunigt Wundheilung bei venösen Beingeschwüren

Juni 2, 2021
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Venöse Beingeschwüre – auch „offenes Bein“ genannt – sind tiefe, schlecht heilende Wunden am Unterschenkel. Ältere, chronisch erkrankte Patient*innen leiden am häufigsten unter dieser Erkrankung. Eine zusätzliche Therapie mit äußerlichen cannabis-basierten Medikamenten beschleunigen die Wundheilung. Das fand ein kanadisches Forscherteam vor Kurzem in einer offenen Studie heraus. Ein Grund dafür sind unter anderem die Cannabinoide Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) sowie Flavonoide und Terpene, welche in der Cannabispflanze enthalten sind.

Warum erkranken Patienten*innen an venösen Beingeschwüren?

Die Erkrankung tritt als Folge von Durchblutungsstörungen in den Beinen auf. Am häufigsten durch eine Beinvenenschwäche. Hier ist der Rücktransport des Blutes zum Herzen beeinträchtigt. Die Geschwüre werden normalerweise mit Kompressionsverbänden behandelt, welche den Rücktransport des Blutes unterstützen. Außerdem werden äußerlich auf der Haut angewandte Medikamente, sogenannte topische Medikamente, zur Wundheilung genutzt.

Bei diesen Methoden stehen die Erfolgschancen einer vollständigen Wundheilung jedoch nur bei 50 bis 75 Prozent nach sechs Monaten optimaler Behandlung. Die Chance, dass die Geschwüre innerhalb eines Jahres zurückkommen, liegt bei 40 bis 70 Prozent. Aus diesem Grund müssen die Patient*innen vorbeugend Kompressionsstrümpfe tragen.

Einige Risikofaktoren für venöse Beingeschwüre sind:

  • Chronisch-venöse Insuffizienz (Beinvenenschwäche)
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
  • Verminderte Gehfähigkeit
  • Höheres Lebensalter
  • Übergewicht
  • Diabetes mellitus
  • Bluthochdruck

Vollständiger Wundverschluss bei 79 % der Patient*innen

An der offenen Studie eines Wundzentrum in Toronto nahmen 14 Erkrankte mit insgesamt 16 Wunden teil. Bei den Studienteilnehmenden hatten die üblichen Therapien wie Kompressionsstrümpfe nicht geholfen und die Geschwüre waren im Durchschnitt älter als sechs Monate. Ein Patient litt sogar seit über zwölf Jahren an einer Wunde. Das Alter der Teilnehmenden lag im Schnitt bei 75,8 Jahren und sie hatten komplexere Begleiterkrankungen. Außerdem lagen bei den meisten Patient*innen Risikofaktoren für eine verminderte Wundheilung wie Ödeme (Wassereinlagerungen) und periphere arterielle Durchblutungsstörungen vor.

Die Behandlung erfolgte mit Kompressionsverbänden und topischen cannabis-basierten Medikamenten. Die Cannabiszubereitung wurde alle zwei Tage von den Betroffenen selbst auf die Wunden und dem anliegenden Bereich aufgetragen. Die Cannabisrezeptur enthielt die Cannabinoide THC und CBD, die Flavonoide Quercetin, Diosmin und Hesperdin sowie das Terpen Beta-Caryophyllen.

Das Ergebnis der Behandlung war sehr erfreulich. Ein vollständiger Wundverschluss wurde bei 11 Patienten*innen (79 %) und 13 Geschwüren (81 %) nach durchschnittlich 34 Tagen Behandlung beobachtet. Bei den anderen Personen wurde eine weit fortgeschrittene Wundheilung beobachtet. Nebenwirkungen traten nicht auf.

Interaktion von Cannabinoiden, Flavonoiden und Terpenen

Bei der Wundheilung spielt das Endocannabinoidsystem (ECS) eine wichtige Rolle. Die entzündungshemmenden Wirkungen von THC und CBD werden über die CB1- und CB2-Rezeptoren vermittelt. Diese Rezeptoren gibt es reichlich in unserer Haut. Cannabinoide führen außerdem zu einer Erweiterung der Blutgefäße, wodurch die Gewebedurchblutung sowie Sauerstoffversorgung verbessert wird.

Das Terpen Beta-Caryophyllen bindet an CB2-Rezeptoren und wirkt ebenfalls entzündungshemmend. Das Flavonoid Quercetin kann auch die Wundheilung beschleunigen und Diosmin, Hesperidin sowie Flavonoide stärken die Venen.

Einfache und sichere Wundbehandlung mit topischen Cannabis-Medikamenten

Die Studie zeigt, dass Cannabispräparate zur äußerlichen Anwendung die Wundheilung bei venösen Beingeschwüren beschleunigen. Auch bei Wunden, wo gängige Therapien nicht mehr richtig helfen, wurde die Heilung deutlich beschleunigt. Ein weiterer Vorteil ist die unkomplizierte Anwendung, welche die Patient*innen eigenständig zu Hause durchführen können. In der Zukunft wird es weiter Studien geben, die topische Cannabispräparate auch gegen andere Wundarten untersuchen.

 

Quelle:

Maida V, Shi RB, Fazzari FGT, Zomparelli L. Topical Cannabis-Based Medicines – A Novel Adjuvant Treatment for Venous Leg Ulcers: An Open-Label Trial. Exp Dermatol. 2021 May 19. doi: 10.1111/exd.14395. Epub ahead of print. PMID: 34013652.

 

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