Umfrage: Großteil der Parkinson-Patient*innen, die Cannabis anwenden, sehen positive Wirkung

Februar 10, 2021
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Eine Umfrage unter Menschen mit Parkinson ergab, dass über 8 Prozent der Betroffenen Cannabisprodukte anwenden. Mehr als die Hälfte dieser Personen berichten von einer positiven Wirkung der Cannabisbehandlung. Die Ergebnisse beruhen auf einer Befragung aus Deutschland. 

Morbus Parkinson und Cannabis: Das Interesse ist groß 

Das Interesse am therapeutischen Einsatz von Cannabinoiden zur Linderung unterschiedlicher Symptome wächst stetig – so auch bei Morbus Parkinson. Die Umfrage wurde unter den Mitgliedern der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V. durchgeführt, die mit fast 21.000 Mitgliedern der größte Zusammenschluss von Parkinson-Patient*innen im deutschsprachigen Raum ist. Die Forscher zielten darauf ab, die Einstellung der Betroffenen zu medizinischem Cannabis zu untersuchen und die Erfahrungen von Patient*innen zu evaluieren, die bereits Cannabisprodukte anwenden. Die Untersuchung wurde im Journal of Parkinson’s Disease veröffentlicht. 

Für die Umfrage werteten Wissenschaftler mehr als 1.300 Antworten aus. Diese zeigten, dass das Interesse der Parkinson-Gemeinschaft an medizinischem Cannabis hoch ist, das Wissen zu dem Thema aber begrenzt. Immerhin kannten 28 Prozent der Befragten die verschiedenen Einnahmeformen, wie Inhalation und orale Einnahme. Allerdings waren sich nur 9 Prozent über den Unterschied zwischen den Cannabiswirkstoffen THC und CBD im Klaren. 

Wie hilft Cannabis bei Parkinson? 

Mehr als 8 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden gaben an, Cannabisprodukte zu verwenden, und mehr als die Hälfte dieser Anwender und Anwenderinnen (54 %) berichteten von einer positiven klinischen Wirkung. Die allgemeine Verträglichkeit war gut. Über 40 Prozent der Befragten gaben an, dass es ihnen bei Schmerzen und Muskelkrämpfen hilft. Und mehr als 20 Prozent bemerkten eine Verringerung von Steifheit (Akinesie), unruhigen Beinen und Zittern, aber auch von Depressionen und Ängsten. 

Darüber hinaus ist interessant, dass die Patient*innen berichteten, dass inhalative Cannabisprodukte, die THC enthalten, effizienter bei der Behandlung von Steifheit waren als orale Produkte, die CBD enthalten. Dafür wurde THC etwas weniger gut vertragen. 

Behandlung mit Cannabinoiden bei Parkinson 

Parkinson-Patient*innen, die Cannabis verwendeten, waren tendenziell jünger, lebten in Großstädten und waren besser über die rechtlichen und therapeutischen Aspekte von medizinischem Cannabis informiert. 65 Prozent der Befragten, die Cannabinoide bisher nicht nutzen, waren an der Verwendung von medizinischem Cannabis interessiert. Mangelndes Wissen und Angst vor den Nebenwirkungen wurden als Hauptgründe dafür angegeben, es nicht zu versuchen. 

„Unsere Daten bestätigen, dass Morbus-Parkinson-Patienten ein hohes Interesse an der Behandlung mit medizinischem Cannabis haben, ihnen aber das Wissen über die Einnahme und vor allem die Unterschiede zwischen den beiden wichtigsten Cannabinoiden, THC und CBD, fehlt“, so Studienleiter Prof. Dr. Carsten Buhmann, ärztlicher Leiter der Neurologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). „Ärzte sollten diese Aspekte berücksichtigen, wenn sie ihre Patienten über eine Behandlung mit medizinischem Cannabis beraten. Die hier berichteten Daten können Ärzten helfen zu entscheiden, welche Patienten profitieren könnten, welche Symptome behandelt werden könnten und welche Art von Cannabinoid und welcher Verabreichungsweg geeignet sein könnten.“ 

Die Einnahme von Cannabis, das räumt Prof. Buhmann ein, könnte aufgrund der hohen Erwartungen der Betroffenen mit einem Placebo-Effekt verbunden sein. Dies bewertet der Mediziner aber nicht negativ, denn “selbst das kann als therapeutischer Effekt angesehen werden.” Dennoch weist er darauf hin, dass die Ergebnisse der Untersuchung auf subjektiven Berichten beruhen und dass klinisch angemessene Studien dringend erforderlich seien.  

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