Cannabinoide und gynäkologische Schmerzen
Neue Wege in der gynäkologischen Schmerztherapie – Endometriose im Fokus
Gynäkologische Schmerzen sind bei Frauen aller Altersgruppen weit verbreitet und treten bei Erkrankungen wie Endometriose, chronischen Beckenschmerzen und primärer Dysmenorrhoe auf [1]. Herkömmliche Ansätze zur Behandlung solcher Schmerzen haben sich häufig als unzureichend erwiesen, was Forscher*innen und Fachkräfte der Gesundheitsbranche dazu veranlasst hat, nach alternativen Zusatztherapien zu suchen. Die Erforschung von Cannabinoiden könnte ein Fortschritt in der gynäkologischen Schmerztherapie sein, um Frauen individuelle und wirksame Add-On Therapien für die Behandlung ihrer Schmerzen und die Verbesserung ihres allgemeinen Wohlbefindens zu bieten.
Cannabinoide verstehen
Cannabinoide, so auch THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol), interagieren mit dem Endocannabinoid-System im menschlichen Körper. Dieses System spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung verschiedener physiologischer Prozesse, einschließlich der Schmerzwahrnehmung [2]. Die potenziellen therapeutischen Wirkungen von Cannabinoiden auf gynäkologische Schmerzen haben das Interesse an ihrer Verwendung als Ergänzung zu herkömmlichen Behandlungen geweckt.
Chronische Unterleibschmerzen – Fokus auf Endometriose
Chronische Unterleibschmerzen, wie z. B. Endometriose, stellen eine große Herausforderung für die Gesundheit von Frauen dar. Weit verbreitete Schmerzen, vor allem im Unterleib, sowie Müdigkeit, Schlafstörungen und kognitive Störungen begleiten die Betroffenen [3]. Endometriose-Patientinnen äußern sich häufig unzufrieden mit den derzeitigen Behandlungsansätzen, wobei nur 25 % ihre Symptomkontrolle für zufriedenstellend halten. Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass Cannabinoide entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften haben, von denen Menschen, die an Endometriose leiden, profitieren könnten [1]. Die Phytocannabinoide aus Cannabis interagieren dabei nicht nur mit den CB1- und CB2-Rezeptoren, um eine analgetische Wirkung zu entfalten, sondern können auch indirekt schmerzlindernd wirken, indem sie anxiolytische und antidepressive Effekte auslösen. Insbesondere bei Endometriose werden auch weitere schmerzstillende Wirkungen von Cannabinoiden vermutet, welche durch antiangiogene, immunmodulatorische und antiproliferative Prozesse induziert werden [1].
Weitere potenzielle Vorteile von Cannabinoiden
Zu den potenziellen Vorteilen von Cannabinoiden bei der gynäkologischen Schmerzbehandlung gehört auch das günstige Nebenwirkungsprofil im Vergleich zu einigen herkömmlichen Medikamenten [1,4]. Herausforderungen wie die Standardisierung der Dosierung, die langfristige Sicherheit und regulatorische Erwägungen machen jedoch deutlich, dass weitere Forschung notwendig ist, insbesondere im Hinblick auf die spezifische Anwendung bei Endometriose.
Quellen:
1 – Sinclair, J., Abbott, J., Proudfoot, A., & Armour, M. (2023). The Place of Cannabinoids in the Treatment of Gynecological Pain. Drugs, 83(17), 1571–1579. https://doi.org/10.1007/s40265-023-01951-z
2 – Dingermann T. (2021). Grundlagen der Pharmakologie von Cannabinoiden. Schmerzmedizin, 37(Suppl 1), 8–13. https://doi.org/10.1007/s00940-021-3139-9
3 – Kaltsas, G., & Tsiveriotis, K. (2023). Fibromyalgia. In K. R. Feingold (Eds.) et. al., Endotext. MDText.com, Inc.
4 – Armour, M., Sinclair, J., Chalmers, K. J., & Smith, C. A. (2019). Cannabis use, a self-management strategy among Australian women with Endometriosis: Results From a National Online Survey. Journal of Obstetrics and Gynaecology Canada. https://www.jogc.com/article/S1701-2163(19)30808-4/fulltext