Medizinisches Cannabis bei neurologischen Erkrankungen

Februar 20, 2024
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Cannabinoide in der Neurologie

Seit 2017 können Patienten:innen in Deutschland Cannabisblüten und –extrakte sowie synthetische Cannabinoide für die Behandlung von verschiedenen schweren Erkrankungen von Ärzten und Ärztinnen verschrieben bekommen. Auf Basis der aktuellen Evidenzlage wird eine solche Behandlung jedoch nur in seltenen Fällen von der Kasse übernommen. Voraussetzung ist ein sinnvoller Einsatz für die Behandlung sowie der Stand, dass “eine allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Leistung nicht zur Verfügung steht, im Einzelfall […] unter Abwägung der zu erwartenden Nebenwirkungen und unter Berücksichtigung des Krankheitszustandes […] nicht zur Anwendung kommen kann, und eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf oder auf schwerwiegende Symptome besteht.” (1).  

Neurologische Erkrankungen, bei denen medizinisches Cannabis in Deutschland bereits zur Behandlung zugelassen ist, sind beispielsweise Epilepsie, das Dravet-Syndrom, Pharmakotherapie-resistente Epilepsiesyndrome oder Multiple Sklerose (2). 

Prinzipiell können alle Ärzte und Ärztinnen in Deutschland Cannabinoide (THC) verschreiben. Für die endgültige Kostenübernahme durch die Krankenkasse muss im Voraus jedoch eine Genehmigung zur Verschreibung bei der jeweiligen Kasse eingeholt werden. Rund 40% dieser Anträge werden dabei nicht genehmigt.  

Studienlage

Bei der Behandlung von neurologischen Erkrankungen ist insbesondere die Studienlage zu langfristigen Auswirkungen von Bedeutung, da ein einmaliger oder kurzfristiger Konsum in solchen Fällen den Betroffenen nur eine kurzfristige Besserung/ Linderung der Symptome ermöglichen würde. Bis dato gibt es nur begrenzte Informationen über die Langzeitwirkungen des medizinischen Cannabiskonsums. Eine Meta-Analyse zu chronischen Schmerzen, die nicht durch Krebs verursacht werden, deutet darauf hin, dass der Langzeitkonsum wahrscheinlich sicher ist. Allerdings basierten die in die Analyse einbezogenen Studien auf einer Beobachtungsdauer von höchstens 12 Monaten. Auch in Bezug auf die Anwendung von Cannabinoiden bei Multipler Sklerose zeigen die unterschiedlichen Studien unterschiedliche Ergebnisse.  

Zwei große nationale Patientenbefragungen zum Einsatz von Cannabinoiden bei der Parkinson-Krankheit zeigen, dass die Behandlung insbesondere bei therapieresistenten nicht-motorischen Symptomen wie Schmerzen, Schlafstörungen oder Angstzuständen, und zur Verbesserung der motorischen Symptome sinnvoll sein kann. 

Insgesamt gibt es nur begrenzte, eindeutige Belege für eine “allgemeine, sichere” Wirkungsweise von Cannabinoiden in der Neurologie (2).  

Schlussfolgerung

Grundsätzlich ist zu beachten, dass alle Auswirkungen des medizinischen Cannabiskonsums von mehreren Elementen beeinflusst werden. Hierbei ist demnach auf die Häufigkeit des Konsums, den THC-Gehalt, das Alter des Konsumenten sowie die individuelle Anfälligkeit zu achten, wenn allgemeine Aussagen hinsichtlich möglicher Wirkungen/ Nebenwirkungen gemacht werden. Bei der Behandlung von neurologischen Erkrankungen besteht grundsätzlich die Gefahr vor kognitiven Beeinflussungen, insbesondere bei jüngeren Menschen. Trotz dessen, dass bei besagter Patientenbefragung auch THC-haltige Cannabinoide im Allgemeinen gut verträglich zu sein scheinen, sind weitere qualitativ hochwertige Studien dringend erforderlich, um eine valide Datenbasis zu schaffen. 

Grundsätzlich sollte Patienten:innen mit schweren Symptomen der Zugang zu dieser Therapieoption jedoch nicht verwehrt werden, wenn sich andere Therapieansätze als unzureichend erwiesen haben, insbesondere da die Behandlung in individuellen Fällen unterschiedlich anschlägt, und da es bereits vermehrt Hinweise darauf gibt, dass medizinisches Cannabis positive Auswirkungen auf die Symptome neurologischer Erkrankungen haben kann.  

 


Quelle:

1 – Bundestag Deutschland (2017): Deutscher Bundestag. Gesetz zur Änderung betäubungsmittel-rechtlicher und anderer Vorschriften (06. März 2017)  

2 – Hidding, U., Mainka, T., & Buhmann, C. (2024): Therapeutic use of medical Cannabis in neurological diseases: a clinical update. Journal of neural transmission (Vienna, Austria : 1996), 131(2), 117–126.  URL: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10791790/. 

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