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23/Nov/2023



In der sich ständig weiterentwickelnden medizinischen Welt von heute finden wir neue Wege, um die Patientenversorgung zu verbessern. Ein solcher Weg ist
medizinisches Cannabis, ein Bereich, der sich rasch ausbreitet und vielen Patienten:innen eine alternative Möglichkeit zur klassischen Schmerzmedizin bietet.


 

Die Brücke zur Erleichterung 

Medizinisches Cannabis ist nicht nur eine Pflanze, sondern für zahlreiche Patienten:innen eine Brücke zur Linderung von Schmerzen und Unwohlsein. Es bietet eine Reihe von Vorteilen, von der Behandlung chronischer Schmerzen und der Verringerung von Angstzuständen bis hin zur Linderung der Symptome von Epilepsie und der Verbesserung der Lebensqualität von Menschen, die gegen Krebs kämpfen (1-5).   

Eine Welt voller Entdeckungen

Die Forschung auf diesem Gebiet wächst täglich und deckt das immense Potenzial der Cannabisverbindungen auf. Cannabinoide wie CBD und THC sowie Terpene wie Limonen oder Caryophyllen entwickeln sich zu Schlüsselfaktoren für alternative Lösungen im Gesundheitswesen.  

Vereinigung medizinischer Fachleute

Um dieses Potenzial zu nutzen, ist es wichtig, dass wir, CanPharma, uns als Fachleute im Gesundheitswesen mit Gleichgesinnten zusammenschließen und unser Wissen teilen. Der Aufbau von Verbindungen zwischen Ärzten:innen, Apothekern:innen und anderen Experten:innen des Gesundheitswesens ist für die verantwortungsvolle Nutzung und Förderung von medizinischem Cannabis von entscheidender Bedeutung. 

Bildung ist der Schlüssel

Im Zusammenspiel mit anderen Experten:innen, ist es möglich, noch mehr über medizinisches Cannabis zu lernen, sich an die neuen potenziellen Wege zur Schmerzlinderung und Behandlung von Patienten:innen anzupassen und sich für das Wohl dieser einzusetzen. Ob es darum geht, das Endocannabinoid-System zu verstehen, Dosierungsrichtlinien zu erforschen oder auf dem neuesten Stand der Forschung zu bleiben – gemeinsames Wissen kann den Fortschritt vorantreiben.  

Eine globale Bewegung

Auf der ganzen Welt wächst die Akzeptanz von medizinischem Cannabis. CanPharma ist bestrebt, sich dieser globalen Bewegung anzuschließen und sich mit Fachleuten aus dem Gesundheitswesen, Apothekern:innen, Ärzten:innen, und Branchenführern zu vernetzen, um sicherzustellen, dass das Beste aus dieser vielversprechenden Pflanze herausgeholt wird.   

 


Quellen:  

1 Kluwe, L., Scholze, C., Schmidberg, L. M., Wichmann, J. L., Gemkov, M., Keller, M. J., & Farschtschi, S. C. (2023). Medical Cannabis Alleviates Chronic Neuropathic Pain Effectively and Sustainably without Severe Adverse Effect: A Retrospective Study on 99 Cases. Medical cannabis and cannabinoids, 6(1), 89–96. https://doi.org/10.1159/000531667 

2 Valikhanova, G., Kato, Y., Fitzcharles, M. A., Ware, M., Da Costa, D., Lowensteyn, I., Cheung, H. S., & Grover, S. (2023). Medical Cannabis Use Among Canadian Veterans and Non-Veterans: A National Survey. Integrative medicine reports, 2(1), 120–128. https://doi.org/10.1089/imr.2023.0022 

3 Gaston, T. E., Ampah, S. B., Martina Bebin, E., Grayson, L. P., Cutter, G. R., Hernando, K., Szaflarski, J. P., & UAB CBD Program (2021). Long-term safety and efficacy of highly purified cannabidiol for treatment refractory epilepsy. Epilepsy & behavior : E&B, 117, 107862. https://doi.org/10.1016/j.yebeh.2021.107862 

4 Hinz, B., & Ramer, R. (2022). Cannabinoids as anticancer drugs: current status of preclinical research. British Journal of Cancer, 127(1), 1–13. https://doi.org/10.1038/s41416-022-01727-4  

5 Twelves, C., Sabel, M., Checketts, D., Miller, S., Tayo, B., Jove, M., Brazil, L., & Short, S. C. (2021). A phase 1b randomised, placebo-controlled trial of nabiximols cannabinoid oromucosal spray with temozolomide in patients with recurrent glioblastoma. British Journal of Cancer, 124(8), 1379–1387. https://doi.org/10.1038/s41416-021-01259-3 


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14/Nov/2023

Ein Ansatz zur Reduzierung des Opioidgebrauchs durch medizinisches Cannabis 

Die Opioid-Krise bezeichnet eine weitverbreitete und eskalierende gesundheitliche und soziale Krise in den USA, die durch den übermäßigen Missbrauch von Opioiden, einschließlich verschreibungspflichtiger Schmerzmittel und illegaler Drogen charakterisiert ist. Sie ist durch eine signifikante Zunahme von Opioidabhängigkeit, Überdosierungen und Todesfälle, die mit dem Konsum von Opioiden in Verbindung stehen, gekennzeichnet. 

US-Studie: Medizinisches Cannabis zeigt Potenzial zur Reduzierung der Opioddosierungen 

Menschen, die unter anhaltenden Schmerzen leiden, werden oft langfristig mit Opioiden behandelt, was mit dem Risiko von Abhängigkeit und Überdosierung einhergeht. Medizinisches Cannabis hat sich als Alternative zur Behandlung von chronischen Schmerzen etabliert und dabei sein Potenzial zur Reduzierung des Opioidgebrauchs gezeigt. Eine aktuelle Studie aus den USA kam zu dem Ergebnis, dass Patientinnen und Patienten, die zusätzlich zu ihrer herkömmlichen Therapie Cannabis-basierte Präparate einnahmen, im Verlauf der Zeit erfolgreich ihre Opioiddosierungen reduzieren konnten. Insbesondere bei Personen, die zu Beginn höhere Opioiddosen einnahmen, war dieser Ansatz erfolgreich (2).  

Medizinisches Cannabis in der Schmerztherapie

Einer der Hauptvorteile von medizinischem Cannabis im Kontext der Schmerztherapie bei chronischen Schmerzen besteht in seiner Fähigkeit, Linderung zu bieten, ohne das gleiche Risiko von Sucht und Überdosierung, das mit Opioiden verbunden ist. Die in Cannabis enthaltenen Cannabinoide interagieren mit dem Endocannabinoid-System im Körper, das eine entscheidende Rolle bei der Regulation von Schmerzen, Entzündungen und verschiedenen anderen physiologischen Prozessen spielt. Neben Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) spielen hierbei Terpene eine bedeutende Rolle. Durch ihre schmerzlindernde Wirkung, beispielsweise in Beta-Caryophyllen, Humulen oder Linalool tragen sie einen wesentlichen Teil zum möglichen Heilungsprozess bei (1,3).  

 


Quellen:  

1 Riedewald, Gesa (2019): Terpene und ihre medizinischen Eigenschaften. Wichtige Cannabis Terpene in der Übersicht. Leafly Deutschland. https://www.leafly.de/terpene-medizinischen-eigenschaften/  

2 Schmidt, Joana (2023): Chronische Schmerzen: Medizinisches Cannabis reduziert Opioidverbrauch. Schmerzmed. 39 (Suppl 1).URL: https://doi.org/10.1007/s00940-023-4242-x 

3 Starowicz K, Finn DP (2017): Cannabinoids and Pain: Sites and Mechanisms of Action. Adv Pharmacol. 2017;80:437-475. doi: 10.1016/bs.apha.2017.05.003. PMID: 28826543 


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23/Feb/2023

Neue Forschungsergebnisse der Washington State University zeigen, dass CBD den Nikotinstoffwechsel hemmt. In der Studie wurde getestet, wie sich CBD und sein Hauptmetabolit 7-Hydroxycannabidiol* auf Zellproben von menschlichen Lebergewebe und anderen Zellkulturen auswirken. Die Mission sei es, so Philip Lazarus, WSU-Professor für pharmazeutische Wissenschaften und Hauptautor der Studie, „den Schaden des Rauchens zu verringern, der nicht vom Nikotin an sich ausgeht, sondern von all den Karzinogenen und anderen Chemikalien, die im Tabakrauch enthalten sind.“

Ergebnis der Studie: CBD hemmt eines der wichtigsten Schlüsselenzyme (CYP2A6) des Nikotinstoffwechsels. Das bedeutet, es könnte Tabakkonsument*innen helfen, den Drang nach Zigaretten zu zügeln. Die Verlangsamung des Stoffwechsels der Droge könnte dazu führen, dass das Verlangen nach dem nächsten Zug herausgezögert wird.  

Schon niedrige CBD-Konzentrationen beeinflussen Nikotinstoffwechsel 

Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass über 70 % des Nikotins bei den meisten Tabakkonsument*innen durch dieses Enzym (CYP2A6) verstoffwechselt wird. Die Wirkung von CBD auf CYP2A6 scheint ziemlich stark zu sein. Die Ergebnisse legen nahe, dass dessen Aktivität um 50% bei relativ niedrigen CBD-Konzentrationen (1 μM) gehemmt wird. 

Dasselbe Team, unter Leitung von Lazarus, entwickelt derzeit eine klinische Studie, in der die Auswirkungen von CBD auf den Nikotinspiegel im Blut der Raucher*innen untersucht werden sollen:  

  • Behandlungsgruppe: Raucher*innen, die CBD einnehmen 
  • Placebogruppe: Raucher*innen, die Placebo einnehmen  
  • Beobachtungszeitraum: 6-8 Stunden   

Philip Lazarus betont, dass weitere Forschungen erforderlich sind, um diese Wirkungen beim Menschen zu bestätigen und die Dosierung zu bestimmen. Aber die Ergebnisse der aktuellen Studie seien bereits sehr vielversprechend. 

*Hauptmetabolit ist der Stoff, in den sich CBD im Körper umwandelt 

 

Quelle:
Chem. Res. Toxicol. 2023, 36, 2, 177–187. Publication Date: January 10, 2023
https://doi.org/10.1021/acs.chemrestox.2c00259  


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01/Feb/2023

Eine Zwillingsstudie aus den USA belegt den fehlenden Zusammenhang zwischen legalisiertem Cannabis-Konsum und dem Auftreten von psychiatrischen Störungsbildern.  

Kein Zusammenhang zwischen Legalisierung von Cannabis und psychiatrischen Erkrankungen 

Im Rahmen einer Längsschnittstudie mit 4.043 nordamerikanischen Zwillingen fanden Forschende aus den USA und Finnland heraus, dass die Legalisierung von Cannabis in den Vereinigten Staaten keine wesentliche Auswirkung auf ein breites Spektrum an psychiatrischen Erkrankungen im Erwachsenenalter hat.  

Die Proband*innen wurden erstmals im Jugendalter und erneut im Alter von 24 bis 49 Jahren untersucht und lebten sowohl in Staaten, in denen der Konsum von Cannabis legalisiert ist (40 Prozent) als auch in solchen mit Nutzungs-Verbot.  

Weitere Erkenntnis der Untersuchung: Diejenigen Zwillinge, die in einem Bundesstaat mit legalisiertem Freizeitkonsum leben, konsumieren Cannabis zwar häufiger, sind aber im Gegenzug weniger von Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit betroffen als die Geschwisterpaare in Staaten mit Cannabis-Verbot.  

Die Autor*innen der Studie schlussfolgern aus der Studie, dass die Legalisierung von Cannabis mit keinem anderen „nachteiligen Ergebnis“ verbunden sei und regen weitere empirische Untersuchungen an.  

Cannabislegalisierung in den USA 

Die USA ist die größte Bevölkerungsgruppe von Cannabiskonsument*innen im Vergleich zu allen anderen Ländern. Der Freizeitkonsum von Cannabis für Erwachsene ist bereits in 22 Staaten legalisiert, in weiteren soll in Zukunft darüber abgestimmt werden. Im Oktober 2022 verkündete Präsident Joe Biden, dass es zum Straferlass für Personen kommen soll, die wegen einfachen Cannabisbesitzes inhaftiert sind – ein symbolischer Akt für die US-Bundesstaaten und die internationale Gemeinschaft für die Unterstützung der Entkriminalisierung von Cannabis für Erwachsene.  

Dennoch kommt es weiterhin zur Einschränkung des Cannabismarktes durch die Bundesregierung. Durch Bestimmungen und Gesetze wird verhindert, dass Cannabisunternehmen Bankdienstleistungen in Anspruch nehmen, sich an US-Börsen notieren lassen, über Grenzen der Bundesstaaten hinweg handeln und Produkte ein- oder ausführen können.  

Nun hat Präsident Joe Biden die Entkriminalisierung und die Überprüfung des rechtlichen Status von Cannabis angeordnet. Es besteht Hoffnung für eine Neueinstufung von Cannabis für den kommerziellen Verkauf in naher Zukunft. 

 

Quelle:  

Zellers, S. M., Ross, J. M., Saunders, G. R. B., Ellingson, J. M., Walvig, T., Anderson, J. E., Corley, R. P., Iacono, W., Hewitt, J. K., Hopfer, C. J., McGue, M. K., & Vrieze, S. (2023). Recreational cannabis legalization has had limited effects on a wide range of adult psychiatric and psychosocial outcomes. Psychological Medicine, 1–10. https://doi.org/10.1017/s0033291722003762 


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11/Jan/2023

Kopfschmerzen zählen in vielen westlichen Ländern zu den häufigsten Schmerzarten. Eine neue Studie aus Kanada macht Betroffenen Hoffnung: Cannabinoide scheinen die Beschwerden von Kopfschmerz-Geplagten deutlich zu lindern.  

Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 200 Schmerzpatient*innen einer Klinik in Calgary zu ihrem Konsum von Cannabis-Präparaten befragt. 34 Prozent der Befragten berichteten von einer regelmäßigen Einnahme – hauptsächlich in Form von flüssigen Cannabis-Zubereitungen oder über die Inhalation von Cannabisblüten. Die Präparate wurden sowohl zur Prävention der Schmerzen als auch zur Bekämpfung des akuten Leidens eingesetzt.  

Cannabis verringert Schmerzintensität und wirkt präventiv 

Das Ergebnis ist vielversprechend: Fast zwei Drittel der regelmäßig Konsumierenden beschrieben eine geringere Schmerzintensität und rund 30 Prozent gaben ab, dass ihre Kopfschmerzen unter der Einnahme von Cannabinoiden weniger häufig auftraten.  

Die Autor*innen der Studie schlussfolgern „einen hohen individuellen Nutzen von Cannabinoiden bei der Behandlung von Kopfschmerzen“. Für die Zukunft erhoffen sie sich mehr kontrollierte Studien und eine breitere Datenbasis für den Einsatz von pharmazeutischem Cannabis in der Therapie von schwerem Kopfschmerz.  

In Kanada ist Cannabis sowohl zu medizinischen Zwecken als auch zum Freizeitgebrauch legalisiert.  

Quelle:  

Melinyshyn AN, Amoozegar F. Cannabinoid Use in a Tertiary Headache Clinic: A Cross-Sectional Survey. Can J Neurol Sci. 2022 Nov;49(6):781-790. doi: 10.1017/cjn.2021.215.  


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20/Sep/2022

Zu den häufigsten Symptomen von Arthritis zählen Schmerzen bei täglichen Bewegungsabläufen und Schwellungen der Gelenke. Eine Studie von US-Forschenden macht Betroffenen Mut: Die Einnahme von CBD scheint positive Effekte auf Schmerzen und die körperliche Funktionsfähigkeit zu haben. Darüber hinaus wurde unter der Therapie mit medizinischem Cannabis eine Verbesserung der Schlafqualität beobachtet. 

Im Rahmen der Studie wurden 428 Patient*innen, die an Gelenkschmerzen litten, anonymisiert zur Wirksamkeit von CBD befragt. Die Rekrutierung der Teilnehmenden fand über soziale Medien und Aktivitäten der US-amerikanischen Patient*innen-Verbände „Arthritis Foundation“ und „Savvy Cooperative“ statt. Das Ergebnis ist vielversprechend: Die Therapie mit CBD wird mit einer Verbesserung des Schmerzempfindens (83 Prozent), der körperlichen Funktionsfähigkeit (66 Prozent) und der Schlafqualität (66 Prozent) in Verbindung gebracht. Vor allem diejenigen Patient*innen, welche die Diagnose Osteoarthritis erhalten hatten, profitierten von der Schmerzreduktion durch pharmazeutisches Cannabis.  

Die Mehrheit der Befragten gab außerdem an, dass sich der Konsum weiterer Schmerzmittel durch die Einnahme von CBD verringert hatte oder sogar ganz eingestellt wurde   

Die Autor*innen der Studie sprechen sich für eine höhere Offenheit für alternative Behandlungsoptionen bei entzündlichen Gelenkerkrankungen wie Arthritis an – wie zum Beispiel die Therapie mit CBD. Außerdem seien weitere klinische Studien zur Erforschung der Wirksamkeit von Cannabinoiden in der Schmerztherapie bei diesen Beschwerdebildern erforderlich.  

 

Quelle:  

Frane, N., Stapleton, E., Iturriaga, C., Ganz, M., Rasquinha, V., & Duarte, R. (2022). Cannabidiol as a treatment for arthritis and joint pain: an exploratory cross-sectional study. Journal of Cannabis Research, 4(1). 

 

 


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29/Jun/2022

Viele Menschen, die an Krebs erkrankt sind, leiden unter belastenden Symptomen wie Schmerzen und Müdigkeit, aber auch unter psychischen Beschwerden wie Schlaflosigkeit, Depressionen oder Angstzuständen. Ein israelisches Forscherteam legte nun eine vielversprechende prospektive Studie mit onkologischen Patient*innen vor.  Die Langzeituntersuchung liefert Hinweise auf eine Reduktion der Gesamtbelastung durch Krebserkrankungen nach Therapie mit medizinischem Cannabis. 

Aufbau der Krebs-Studie 

Die Forschergruppe befragte onkologische Patient*innen über einen Zeitraum von insgesamt 2,5 Jahren zu verschiedenen Zeitpunkten hinsichtlich des individuellen Schmerzempfindens, der Qualität des Schlafes, ihrer sexuellen Aktivität sowie Depressivität und Angst. Zu Studienbeginn waren insgesamt 324 Patient*innen beteiligt, die letzte Befragung fand mit 126 Personen statt. Das Durchschnittsalter in der Studiengruppe betrug 64 Jahren, Frauen waren mit einem Anteil von 59 Prozent etwas in der Überzahl. Alle Beteiligten litten an einer Krebserkrankung im fortgeschrittenen Stadium („Stage IV“). Brust-, Darm-, Lungen- und Eierstocktumore waren am stärksten vertreten. Die Therapie fand mit gut verträglichen Cannabisölen, deren Dosierung gesondert dokumentiert wurde, statt.  

Resultate 

Die Therapie mit medizinischem Cannabis brachte in nahezu allen abgefragten Aspekten eine signifikante Verbesserung mit sich. Als besonders prägnant bezeichneten die Autor*innen die Reduktion der Gesamtbelastung durch die Krebssymptome nach 6 Monaten: Der Median ging im Vergleich zum Ausgangswert um 18 Prozent zurück. Nebenwirkungen wurden zwar beobachtet, hatten aber keinen schwerwiegenden Charakter und blieben unter der Therapie stabil.  

Verringerung der Schmerzsymptomatik, weniger Analgetika benötigt 

Weitere interessante Erkenntnis: Die Behandlung mit Medizinal-Cannabis führte zu einer Verringerung der Schmerzsymptomatik und weniger Bedarf an Opiaten, aber auch anderen Schmerzmitteln wie nicht-steroidalen Analgetika sowie Antikonvulsiva oder Antidepressiva.  

Signifikante Verbesserungen erst nach 6 Monaten Therapie 

Nicht zuletzt scheinen die Ergebnisse der Studie darauf hinzuweisen, dass der Erfolg einer Behandlung mit medizinischem Cannabis unter anderem von der Therapiedauer abhängt. So zeigten sich die statistisch signifikanten Veränderungen der Symptome erst nach 6 Monaten kontinuierlicher Einnahme von Cannabinoiden. In einer früheren Untersuchung hatten die Autor*innen die kurzfristigen Effekte der Therapie mit pharmazeutischem Cannabis untersucht und keine signifikanten Verbesserungen der Krebs-Symptomatik feststellen können.  

 

Quelle:  

Aviram, Joshua, et al. “The Effectiveness and Safety of Medical Cannabis for Treating Cancer Related Symptoms in Oncology Patients.” Frontiers in Pain Research, vol. 3, 20 May2022, 10.3389/fpain.2022.861037. Accessed 24 June 2022. 

 

 


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01/Jun/2022

Jeder Mensch hat einen ihm eigenen Endocannabinoidsystem-Tonus (ECS-Tonus), der den Spiegel der ECS-Bestandteile wiedergibt. Sowohl ein zu niedriger als auch ein zu hoher ECS-Tonus können zu gesundheitlichen Problemen führen und scheinen an der Entstehung und Chronifizierung von Aufrechterhaltung chronischer Krankheiten beteiligt zu sein. Leider sind die Zusammenhänge in der medizinischen Fachwelt weitgehend unbekannt.  

Wir haben Robert Uhlenbrock, Arzt der Kalapa Clinic und Experte für den Einsatz von medizinischem Cannabis, zur Bedeutung des ECS-Tonus befragt.  

CanPharma: Herr Uhlenbrock, was passiert im menschlichen Körper, wenn der ECS-Tonus von der Norm (den Durchschnittswerten) abweicht? 

Aktuell geht die Wissenschaft davon aus, dass zum Beispiel ein klinisch relevanter Endocannabinoid-Mangel zu einem Ungleichgewicht im Körpersystem führt. Dieses Ungleichgewicht scheint an einer Reihe chronischer Krankheiten beteiligt zu sein. Verschiedene Studien legen einen Zusammenhang zwischen einem niedrigen ECS-Tonus und Reizdarm-, Migräne- sowie Fibromyalgie-Beschwerden nahe [1]. Gerade bei der Entstehung der Migräne mehren sich die Hinweise auf eine Beteiligung des körpereigenen Endocannabinoidsystems [2].   

CanPharma: Welche Ursachen gibt es für einen Mangel an körpereigenen Cannabinoiden und wie lässt sich dieses Wissen therapeutisch nutzen? 

Ein niedriger ECS-Tonus kann sowohl genetische Ursachen haben als auch durch das individuelle Gesundheitsverhalten eines Menschen beeinflusst sein. Produziert der menschliche Körper beispielsweise zu viele Enzyme, welche die körpereigenen Endocannabinoide abbauen, ist der Tonus zu gering. Da Endocannabinoide in der menschlichen Physiologie eine entscheidende Rolle spielen, kann ein mangelhafter ECS-Tonus mit einzelnen Beschwerden oder manifesten Krankheiten einhergehen. 

Dieses Wissen hat therapeutische Relevanz: Würde beispielsweise der Anandamid*-Spiegel im Blut in regelmäßigen Abständen untersucht, bemerkten wir eine klinisch relevante Dysbalance frühzeitig und könnten reagieren. Ich denke da an die Zufuhr exogener – also pflanzlicher – Cannabinoide, aber auch die Regulation über Sport, Stressreduktion und eine gesunde Ernährung. Gerade für die Faktoren des sogenannten Lebensstils gibt es mittlerweile vielversprechende Studien, die eine gesundheitsfördernde Wirkung belegen [3].  

CanPharma: Warum wird der ECS-Tonus unter Mediziner*innen kaum berücksichtigt? 

Das Wissen um das körpereigene Endocannabinoidsystem ist kein Thema der universitären Lehre und daher kaum in der Fachwelt verankert. Wer behandelnde Ärzt*innen um eine Bestimmung des Anandamid-Spiegels bittet, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auf geringe Kenntnisse stoßen. Darüber hinaus gibt es meines Wissens kein Labor, das den Parameter im Rahmen eines Blutbildes erhebt. Die therapeutische Bedeutung des ECS-Tonus wird erheblich unterschätzt. Das muss sich dringend ändern! 

 * Anandamid, ist das bekannteste und wissenschaftlich zuerst beschriebene Endocannabinoid. Es gehört zu den wichtigsten Endocannabinoiden zur Steuerung des Gleichgewichts in unserem Körper, genannt Homöostase. 

 

Quellen:  

[1] Russo, Ethan B. “Clinical Endocannabinoid Deficiency Reconsidered: Current Research Supports the Theory in Migraine, Fibromyalgia, Irritable Bowel, and Other Treatment-Resistant Syndromes.” Cannabis and Cannabinoid Research, vol. 1, no. 1, Dec. 2016, pp. 154–165, ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5576607/, 10.1089/can.2016.0009. 

 [2] Greco, Rosaria, et al. “Endocannabinoid System and Migraine Pain: An Update.” Frontiers in Neuroscience, vol. 12, 19 Mar. 2018, www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5867306/, 10.3389/fnins.2018.00172. Accessed 23 Nov. 2020. 

 [3] “Beeinflusst Sport Endocannabinoide Im Blut Und Migräne? • DGP.” DeutschesGesundheitsPortal,  25 Nov. 2021, www.deutschesgesundheitsportal.de/2021/11/25/beeinflusst-sport-endocannabinoide-im-blut-und-migraene/. Accessed 17 May 2022. 


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05/Mai/2022

Ältere (geriatrische) Patient*innen leiden häufig an chronischen Schmerzen und reagieren gleichzeitig sensibel auf Opiate und andere zentral wirksame Substanzen. Eine retrospektive Auswertung aus einer kassenärztlichen Praxis zeigt: Medizinisches Cannabis – hier Dronabinol – kann die Symptome der Betroffenen lindern.  

Zu den Studienteilnehmer*innen zählten alle geriatrischen Patient*innen ab dem 80. Lebensjahr, die seit Inkrafttreten des Cannabisgesetzes im März 2017 bis Mitte Juli 2018 in einer schmerzmedizinischen Praxis in Potsdam behandelt wurden. Gruppe A bestand aus geriatrischen, nicht palliativen Schmerzpatient*innen, zu Gruppe B zählten geriatrische palliative Schmerzpatient*innen.  

Fragebogen mit Angaben zu Dosierungen und Schmerzstärke 

Basis für die retrospektive monozentrische Kohortenstudie war ein Fragebogen mit Angaben zur Schmerzintensität, zur Dosierung, den Auswirkungen sowie den Nebenwirkungen der Therapie mit Dronabinol. Die Ergebnisse machen Mut: Bei 21 von 40 Patient*innen, deren Daten ausgewertet wurden, konnte eine Schmerzlinderung von mehr als 30 Prozent erreicht werden. Weitere zehn Prozent gaben sogar eine Verbesserung um mehr als die Hälfte an. Etwa vier Symptome oder Nebenwirkungen der Vortherapie wurden nach Angaben der Befragten positiv beeinflusst. 

Die Autor*innen der Studie schlussfolgern aus den Ergebnissen, dass cannabisbasierte Arzneimittel eine effektive und risikoarme Therapieoption zur Behandlung geriatrischer Schmerz- und Palliativpatient*innen darstellen. Gleichzeitig fordern sie weitere klinische Studien – insbesondere zum Indikationsspektrum der Substanzen.  

 

Quelle:  

Wendelmuth C, Wirz S, Torontali M, Gastmeier A, Gastmeier K. Dronabinol bei geriatrischen Schmerz- und Palliativpatienten : Eine retrospektive Auswertung der ambulanten kassenärztlichen Therapie [Dronabinol in geriatric pain and palliative care patients : A retrospective evaluation of statutory-health-insurance-covered outpatient medical treatment]. Schmerz. 2019 Oct;33(5):384-391. German. doi: 10.1007/s00482-019-00408-1. Erratum in: Schmerz. 2019 Dec;33(6):562. PMID: 31473816. 


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20/Apr/2022

Denkstörungen, Wahnvorstellungen und manchmal sogar Halluzinationen, all das sind typische Symptome einer Psychose. Dass CBD Einfluss auf die Gehirne an psychotischen Schüben leidender Menschen haben kann, haben nun britische Forscher*innen des King’s College mithilfe bildgebender Verfahren herausgefunden.  

Eine 19-köpfige Kontrollgruppe sowie 13 Psychose-Patient*innen waren Teilnehmer*innen der Doppelblind-Studie in England. Die erkrankten Probanden bekamen ihre regulären antipsychotischen Medikamente. Die Gehirnaktivitäten aller Teilnehmer*innen wurden mithilfe der MRT-Technologie (Magnetresonanztomografie) verfolgt.  

Normalisierung der Aktivitäten in präfrontalen und medio temporalen Hirnarealen 

 Die Probanden mit Symptomen erhielten an einzelnen Tagen ein Scheinmedikament, hierbei konnten durch die Forscher*innen, im Vergleich zur Kontrollgruppe, abweichende Aktivitäten in den präfrontalen und medio temporalen Hirnarealen festgestellt werden. Hinzu kommt, dass bei den nicht-psychotischen Teilnehmer*innen Hippocampus und Striatum weniger stark zusammenwirkten. Eine der gesunden Kontrollgruppe ähnliche Hirnaktivität konnte bei der symptomatischen Gruppe nach Gabe von 600mg CBD aufgezeigt werden.  

Anhand dieser Erkenntnisse schließen die Autor*innen der Studie auf eine Wirksamkeit von CBD bei psychotischen Symptomen. Endgültige Schlüsse lassen sich aufgrund der geringen Teilnehmer*innenzahl aber noch nicht ziehen. Es fehle außerdem an Untersuchungen der langfristigen Effekte des CBD-Konsums. Daher fordern die Forscher*innen umfangreichere Untersuchungen im Zusammenhang mit CBD und Psychosen sowie anderer neuropsychiatrischer Erkrankungen.  

 

Quelle:  

O’Neill A, Wilson R, Blest-Hopley G, Annibale L, Colizzi M, Brammer M, Giampietro V, Bhattacharyya S. Normalization of mediotemporal and prefrontal activity, and mediotemporal-striatal connectivity, may underlie antipsychotic effects of cannabidiol in psychosis. Psychol Med. 2021 Mar;51(4):596-606. doi: 10.101  

 


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